Robert Oswald in Eigenbetrachtung: “Rückblickend war am Anfang das Bild. Von seinem Vater gefertigte Kopien alter Meister, darunter Francesco Guardi, der einer seiner Wegweiser werden wird. Das mit wertlosen Zahlen ausgepreiste und im Museum aufgebahrte Bild wird vom Reproduzierten ersetzt und damit auch ergänzt. Zerknittert, gerastert, mit Fingerabdrücken und Flecken in den Farben alter Zunft werden sie zum Fetisch. Eingehüllt in den Duft von Leinöl und Terpentin sind sie sein Vademecum. Seine erste Kopie ein Dali, seine letzte ein Vermeer und dazwischen viel Raum, um Eigenes auszuloten. Wo kein Bild, wird das Nichts gerahmt. Dem Angelus Novus gibt er eine Kamera und aus den Trümmern baut er Bilder gegen die Ohnmacht und den Schwindel. Er stellt sich der digitalen Bilderflut. Klick. Der Bildermacher. Venedig wird sein persönlicher Kassasturz. 200 Capricci. Die Getriebenheit weicht der Gelassenheit mit der er nun Behauptungen an den Beginn eines jeden Bildes setzt. Behauptungen mit der eleganten Unverschämtheit, wie sie immer am Beginn eines Mythos stehen. Auf der Suche nach dem verlorenen Hier und Jetzt finden Pixel ihren Weg aufs Papier, das alte Spiel.“
Robert Oswald ist Fotograf, der in seiner allerersten Ausstellung in Wien 2017 surrealistische Fotos aus Venedig gezeigt hat. Wohlbekanntes aus “La Serenissima” vermischt sich in seinen Werken mit überraschenden Elementen des Alltags, der Imagination und manchmal auch mit bewussten Disharmonien zu einem Ganzen, das bereits mit dieser ersten Serie eine unverkennbare stilistische Handschrift des Künstlers zeigt. Seine Liebe zur Stadt der Städte ist unverkennbar, auch wenn er manchmal eine fast schalkhafte Ironie mitschwingen lässt.
Ab Mai 2019 lief seine erste internationale Ausstellung, gleichsam “back to the roots”, am Lido vor Venedig.
Robert Oswald arbeitet aktuell an mehreren neuen Projekten, bei denen sowohl seine Fotografie als auch seine ausgezeichnete zeichnerische und malerische Qualität eine Rolle spielen werden.
Werkbeispiele von Robert Oswald:
Bemerkenswert ist auch sein nach und nach entstehender “Zyklus des Zufalls”, der die unglaubliche Kraft seiner Porträtfotografie zeigt. Momente der Langsamkeit, die weit bis in die Seele der erfassten Person reichen.