Peter Loewy wurde 1951 in Israel geboren, wo sich seine Eltern, die 1936 emigriert waren, kennengelernt hatten. Sein Vater, Archivar von Beruf, kam aus Krefeld, die Mutter aus dem Schwarzwald, der ersten Station, als die ganze Familie im November 1956 wieder nach Deutschland kam. Loewy erinnert sich noch genau, wie eiskalt und grässlich er es damals hier fand. Noch heute wecke der deutsche November die alten, unguten Gefühle in ihm.
Er führe ein Doppelleben, sagt Peter Loewy. Im Hauptberuf unterrichtet er mit großem Einsatz an der Aloys-Eckert-Schule, einer Förderschule für Erziehungshilfe oder einer „pädagogischen Intensivstation“. Sein Doppelleben begann mit dem lakonisch „Jüdisches“ genannten Fotoband, der 1996 erschien und Aufnahmen zeigte, die er in der Privatsphäre bekannter und unbekannter jüdischer Familien gemacht hatte. Ohne Voyeurismus, mit Respekt und Einfühlung zeigt er hier eine bunte Vielfalt von Kunst und Kitsch, Humor und Melancholie – von zu Herzen gehenden Erinnerungsstücken. Loewys faszinierende Fotos wurden im Frankfurter Kunstverein, später im Jüdischen Museum in Hohenems gezeigt und weithin beachtet. Auch der atmosphärisch dichte Fotoband „Lèche-vitrine“ mit den traumhaften Blicken in hochelegante bis sehr seltsame Pariser Schaufenster machte Furore. Seine eindringlichen Fotografien des Poelzig-Baus nach dem Abzug der Amerikaner waren 2003 im Historischen Museum zu sehen und sind auch als Buch erschienen.
Mit seinen Aufnahmen von Zeichnungen berühmter und wenig bekannter Künstler aus früheren Jahrhunderten schuf er einen neuen Zyklus, der erstmals im Vitrinenkorridor der Staatlichen Graphischen Sammlung München in der Pinakothek der Moderne gezeigt wird. Durch Zufall bekam der Photograph ein ethnographisches Buch in die Hand, an dessen Darstellungen von Personen verschiedenster Völker in spezifischen Kostümen ihn die «photographische» Genauigkeit, Perspektive und Schattierung faszinierte. Er schaltete den Autofokus ab, ging mit dem Zoom so nah heran, dass nur noch einen Ausschnitt zu sehen war, wählte eine Blende und Entfernung entgegengesetzt zur gewohnten Logik, bis eine satte Unschärfe entstand. «Die Freude war groß», schreibt Loewy. «Das Display zeigte ein unscharfes Photo, keine Zeichnung. Ich bildete mir ein, die Person wieder in die Realität zurückgeführt zu haben, so eingebildet kann der Photograph dem Zeichner gegenüber sein… Sujets aus der Serie “Portraits” sind als limitierte Fotos ab sofort erhältlich.
Schwebt die Aura von Kunstwerken vielleicht über den Ateliers? Auf diese Frage antwortet Peter Loewy mit seinen wunderbaren Farbaufnahmen von den Arbeitsräumen internationaler Künstler wie Alex Katz, Elizabeth Peyton, Franz Gertsch, David Hockney oder Gerhard Richter. Loewys „Sammlung von Aura“, wie er sagt, ist jetzt als attraktive Kassette mit dem Titel „Private Collection“ im Verlag Walther König erschienen, zusammen mit den Geschichten, wie es ihm gelungen ist, bei jenen Stars Einlass zu finden. (tw. Zitat Artikel Konstanze Crüwell, FAZ, Okt. 2007).
2015 lässt Loewy ein bildstarkes Buch „by the way – mobile phone photography“ (Ausstellung Museum GOCH Okt 15 bis Jän 16) folgen. Zu den sehr eindrucksvollen Kleinformaten schreibt Christiane Kuhlmann: „Es sind visuelle Eindrücke, nicht fokussierte Augenblicke, die so nicht erwartet wurden, aber Erinnerungen und Vorstellungen heraufbeschwören, sodass er das auslösende Moment im Foto zum Verweilen bringt. Er fügt im kleinsten Bildformat dem eigenen visuellen Pool, seiner ureigensten und persönlichen „Cloud“, ein Element dazu. Dabei geht es ihm nicht um eine im technischen Sinne brilliante Aufnahme, sondern vielmehr um einen Eindruck, der sich festschreibt und zum Auslöser neuer Bildmomente wird.“ Signierte Originalfotos aus dem Buch sowie das Buch selbst sind bei match group erhältlich.
Werkbeispiel von Peter Loewy: