Beatrix Christ hat ursprünglich mit Buch-Origami (ihren sogenannten „Flying books“) künstlerisch zu arbeiten begonnen, bei denen sie teilweise mit Buchseiten nur der Objektkunst willen, teilweise mit ganz bestimmten Büchern und Inhalten Faltkunstwerke geschaffen hat, die einen tieferen Sinn ergaben.
Dann – ein Umbruch, der mit einer Gartenzwerg-Miniatur begann.
Die unbändige Freude und die daraus folgende Leidenschaft, kleine Welten, ihre sogenannten „Snippets“, zu erschaffen. Weit weg von den klassischen Modellbauwelten gelingt es Beatrix Christ besondere Momente, Stimmungen und Landschaften aus einer in ihr lodernden und überbordenden Fantasie einzufangen. Objekte der Bewegung – wie Autos oder Schiffe – stehen seltsam still. Dazwischen manchmal Tiere, die sich entweder harmonisch in die Landschaft einfügen oder überraschend auftauchen.
Ihre Menschen sind erstarrt, in ihrer Kleinheit perfekt platzierte Abbilder des Lebens oder besonderer Situationen, aber durch die bloße Andeutung der winzigen Gesichtszüge offen für vielfache Interpretationen. Man ist förmlich gezwungen, sich ganz nahe hinzubewegen, jedes Detail zu erfassen, um dann doch feststellen zu müssen, dass der eigenen Fantasie immer noch ein weiter Raum der möglichen Deutung(en) bleibt. Ihre große Faszination ist allerdings das Element Wasser. Es gelingt ihr, mit einmaligen Farbstimmungen und dem scheinbaren Eindruck endloser Tiefe, den staunenden Betrachter zu bezaubern. Immer wieder inszeniert sie Gewässer als dramaturgischen Höhepunkt ihrer Landschaftskompositionen, deren stille Perfektion zu einer vorsichtigen Berührung verführt.
Höhepunkt ihrer Kompositionen ist allerdings die perfekte Harmonie zwischen dem sprichwörtlichen Rahmen ihrer Kompositionen, der die Perle wie eine Muschel einfasst: einmal sind es originale Zigarrenkisten, dann Schminktäschchen, Glasvasen, alte und besonders geformte Trinkgläser, bis hin zu schlichten oder auch opulenten Puderdosen, die ihre Welten für den Betrachter nicht einfach daliegen lassen, sondern klar in ihrer kleinen Perfektion abgrenzen und definieren. Alle verwendeten Gefäße sind liebevoll ausgesucht und fordern die Künstlerin immer wieder mit ihrer zeitaufwendigen Suche.
Große Momente in kleinen Welten.
Dahinter steht eine beobachtende Künstlerin, die lieber ihre „Snippets“ sprechen lässt, als selbst in Erscheinung zu treten. „Ich wünsche mir einfach, dass meine Szenen den Betrachter berühren.“ Das kritische Auge der Künstlerin geht hundertfach über das fertige Werk, bevor sie es als wirklich „fertig“ anerkennt. Bis ins allerletzte Detail.
Beatrix Christ lebt und arbeitet in Mödling, nahe bei Wien.
Alle „Snippets“ sind handgefertigte und nummerierte Unikate – entweder den Ideen von Beatrix Christ entsprungen oder besondere Auftragsarbeiten für bestimmte Anlässe, als kleine, real gewordene Kostbarkeiten ganz persönlicher Momente.
Alex Vogel, Oktober 2020
Werkbeispiele von Beatrix Christ: